4 Faktoren, die entscheiden, ob dein MVP erfolgreich wird
Gründer:innen von Startups, die ihre Geschäftsidee mit einem Minimum Viable Product am Markt testen wollen, unterläuft immer wieder ein grosser Fehler: Sie konzentrieren sich in der Entwicklung nur auf das technische Feature – und wundern sich dann, warum ihr MVP von interessierten Kund:innen nicht angenommen wird. Das muss nicht sein: Auf welche Faktoren du – nebst der technischen Implementierung – achten solltest, damit dein MVP ein voller Erfolgt wird und für die Validierung wichtiger Erkenntnisse zum Einsatz kommen kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Die Zeiten, in denen Startups lange im Geheimen an einer Geschäftsidee getüftelt und das perfekte Produkt gebaut haben, sind vorbei.
Anstatt nach einem langen Produktentwicklungszyklus an den Markt zu gehen, führen Startups und innovative Unternehmen heute bereits einen sehr frühen Markteintritt mit einem sogenannten Minimum Viable Product – kurz MVP – durch, damit die richtigen Bedürfnisse der Kund:innen gleich von Anfang an adressiert werden können.
Wer einen MVP bauen und einsetzen möchte, ist also grundsätzlich auf dem richtigen Weg.
Allerdings machen dabei viele Gründer:innen immer wieder einen grossen Fehler: Sie konzentrieren sich mit ihrem Team und ihren Ressourcen zu sehr auf die technische Implementierung und verlieren dabei andere, wichtige Faktoren aus den Augen.
Oder sie vergessen sie sogar – und wundern sich dann, warum ihr MVP am Markt nicht angenommen wird. Das Ergebnis: Falsche Rückschlüsse werden gezogen, das Projekt MVP gilt als gescheitert, innovative Produkte oder Produkt-Features kommen nicht an den Markt.
Und das, obwohl die Welt vielleicht DOCH gerade darauf gewartet hat – nur halt eben in einer etwas anderen Form, in einer Verpackung oder mit einem anderen Werteversprechen!
Damit ein Produkt oder ein einzelnes Feature von den Kunden:innen akzeptiert und auch regelmässig genutzt wird, reicht es nicht, nur die technische Umsetzung zu gewährleisten. Es müssen einige weitere Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen beachtet werden.
Welche Faktoren müssen Startups bei der Entwicklung ihres MVP’s beachten?
Oftmals werden Minimum Viable Produkte in der Praxis im Querschnitt umgesetzt: Die Gründer:innen und ihre Startup-Teams konzentrieren sich also vor allem auf die Funktionalität ihres MVP’s.
Sobald etwas funktional – und damit ist in den meisten Fällen die technische Funktion gemeint – funktioniert, wird das Produkt oder die Geschäftsidee am Markt getestet.
Entwickelt wird dementsprechend ein technisches Feature, dass zwar noch nicht ganz so perfekt ist wie es dann mal sein soll, aber immerhin hat der Prototyp somit schon mal konkrete (minimale) Formen angenommen. Und das reicht doch, um damit bei der Zielgruppe ein relevantes Feedback einzuholen, oder?!
Die Antwort lautet: Nein. Das reicht noch nicht. Denn wenn das MVP so weit ist, fängt der Spass erst richtig an.
Bevor wertvolles Feedback generiert werden kann, muss das MVP zunächst noch effizient in den Markt und auf den Radar der Zielgruppe gepusht werden – und das funktioniert nicht ohne die passende Verpackung.
Darauf zu hoffen, dass interessierte Kund:innen einfach so an ein Werteversprechen glauben, wäre vermessen. Zu erwarten, dass bedingungslos geglaubt wird, ein Werteversprechen existiert wirklich, nur weil gesagt wird «Wenn es dann in Zukunft so weit ist, wird das dann schon funktionieren!», wäre zwar einfach – aber es entspricht schlichtweg nicht der Realität.
Ist die Zielgruppe generell eher misstrauisch, oder doch gutmütig? Das wissen wir nicht. Es spielt aber auch keine Rolle.
Fest steht: Wer wirkliches und verlässliches Marktfeedback zu seiner Idee und seinem Produkt will, muss dafür sorgen, dass ein MVP als Gesamterlebnis getestet werden kann.
Das bedeutet also, dass trotz dem «Minimum» ein MVP gebaut werden muss, welches einerseits funktional, andererseits aber auch verlässlich und nutzbar ist und irgendwo auch Emotionen vermittelt.
Und zwar genau so, dass der oder die Kund:in Vertrauen schöpft, dass das Werteversprechen, für das er oder sie – in welcher Form auch immer – bezahlt, auch effektiv ausgeliefert wird.
Wenn wir einen perfekten MVP bauen wollen, um wichtige Kernfunktionen am Markt unter realen Bedingungen testen zu können, müssen wir also einen guten Mix aus allen Aspekten finden, die ein gutes und glaubenswürdiges Produkt ausmachen.
Startups sollten bei der Entwicklung ihres MVP’s dementsprechend folgende 4 Aspekte beachten:
1. Funktionalität
Um die Funktionalität eines Prozesses sicherzustellen, müssen die Bedürfnisse der Nutzer:innen bekannt sein.
Diese äussern sich zunächst in Aktionen, die der oder die Nutzer:in mit Hilfe eines digitalen Produktes durchführen möchte.
Erst wenn die Absicht dahinter klar ist, wird die Kernfunktion in einen sinnvollen, digitalen Prozess übersetzt.
Denken wir z. B. an einen Onlineshop, ist ein typisches Bedürfnis, die angebotene Ware zu kaufen. Die Aktion ist der Erwerb der Ware. Somit ist die Kernfunktion folglich der Check-out Prozess. Technisch gesehen ist klar, was zu tun ist. Jedoch wird diese Definition alleine noch zu keinem guten Ergebnis führen…
2. Vertrauenswürdigkeit & Zuverlässigkeit
Vertrauen zu schaffen und den Nutzer:innen ein gutes Gefühl zu vermitteln ist mehr als nur nötig.
Die Nutzer:innen möchten Sicherheit – bspw. erwarten sie, dass der Shop einen seriösen Eindruck hinterlässt und der Einkauf reibungslos funktionieren wird – und sie benötigen dementsprechend zusätzliche Informationen über Lieferfristen, Rückgabekonditionen, Zahlungsmodalitäten, Lieferanten usw., die in den Prozess integriert werden.
Vielleicht wecken Bewertungen von anderen Käufer:innen, Qualitätssiegel oder eine mögliche Kontaktaufnahme mit dem oder der Verkäufer:in ein gutes Gefühl während des Prozesses.
Erst wenn während der gesamten Transaktion ein gutes und sicheres Gefühl authentisch vermittelt werden konnte, kommt es in der Regel zu einem Abschluss. Es gilt also herauszufinden, welche Informationen während der Transaktion Vertrauen schaffen – und welche davon unabdingbar sind.
3. Nutzbarkeit
Ein MVP muss «intuitiv nutzbar», also vor allem «einfach» sein. Voraussetzung hierfür ist, dass die Fähigkeiten und mentalen Modelle der Nutzer:in bekannt sind und berücksichtigt werden.
Denken wir wieder an den Check-out Prozess: Wenn den Shoppenden alles zu kompliziert oder nicht ausreichend verständlich erscheint, fühlen sie sich verunsichert. Das Ergebnis: Die Transaktion wird mit hoher Wahrscheinlichkeit abgebrochen.
Damit würde uns der Test mit dem MVP eigentlich zeigen, dass die Menschen kein Interesse daran haben, online einzukaufen. Aber stimmt das auch wirklich? Wohl kaum!
4. Emotional Design
Die Frage wann und wie in einer Kundin und einem Kunden Begeisterung ausgelöst werden kann, kann (leider!) nicht pauschal beantwortet werden.
Handelt es sich um einen Shop, lassen sich die Shoppenden allenfalls von einer termingerechten Lieferung, Rabatt-Aktionen oder einem einfachen Rückgabeprozess begeistern.
Klar ist, dass Begeisterung nicht ohne Feedback der Nutzer:innen fassbar ist. Sie kann nicht einfach an einem Whiteboard entworfen werden. User Research ist nötig, um allgemeine Annahmen in ein wirkliches, tiefgreifendes Verständnis umzuwandeln.
Verdeutlichen wir zum Abschluss die Theorie und die Grafik anhand eines Beispiels: Nehmen wir an, ein Startup möchte eine App entwickeln, mit der Nutzer:innen in Zukunft ganz einfach Bitcoins kaufen können.
Mit einem MVP soll getestet werden, ob die Menschen überhaupt ganz einfach Bitcoins über eine App kaufen und verkaufen wollen oder nicht. Das Team entschliesst sich dementsprechend dazu, einen minimalen Single Feature MVP (Siehe auch: Die 5 wichtigsten MVP-Arten für Startups) zu bauen, mit der einfachen Funktion «Bitcoins kaufen».
Obwohl dieser Prototyp den minimalen Funktionsgrad eigentlich erfüllen würde, reicht das alleine aber noch nicht aus: Es braucht mehr, dass die Menschen diese App downloaden und nutzen.
Erstens muss die App auch verlässlich sein, resp. sie muss das Gefühl vermitteln, dass das Geld der Nutzer:innen sicher ist und ihr digitales Portemonnaie nicht einfach wieder verloren geht (→ Vertrauenswürdigkeit & Zuverlässigkeit).
Zweitens müssen die User:innen die App im Alltag auch nutzen können, das heisst, sie müssen ihre gekauften Bitcoins auch in möglichst wenigen Schritten (wir erinnern uns, das Werteversprechen des Startups lautet ja «ganz einfach») wieder in CHF umtauschen können (→ Nutzbarkeit).
Und damit die Nutzer:innen in irgendeiner Art und Weise einen emotionalen Bezug zu der App entwickeln können, müssen sie beispielsweise sehen, wie viel Gewinn sie mit ihren Bitcoins (im Vergleich zu CHF) in den letzten Monaten gemacht haben, oder was sie hätten erreichen können, wenn sie schon vor einem Jahr mit ihrem investierten Geld Bitcoins gekauft hätten (→ Emotional Design).
Dieser konzipierte Wow-Effekt trägt im ersten Moment vielleicht nicht so viel zur genannten Value Proposition bei, aber im Gesamtpacket der auf die Kernfunktionen reduzierten Produktgestaltung kann das einen enormen Einfluss haben, weil so die Nutzer:innen immer wieder einen Blick in die App werfen.
Wenn all diese Aspekte – Funktionalität, Vertrauenswürdigkeit & Zuverlässigkeit, Nutzbarkeit und Begeisterungsfähigkeit – berücksichtigt werden und deren Faktoren die Zielgruppe auf den genannten 4 Ebenen zufriedenstellt, dann hat das MVP das Potenzial, dass sich die Zielgruppe darauf einlässt und die MVP-App testet und nutzt.
Und wenn das erreicht werden kann, dann wird echtes Feedback generiert. Im besten Fall zeigt sich Begeisterung, im schlechtesten Fall hagelt es Kritik. So oder so ergeben sich wichtige Learnings, die für das Startup zukunftsweisend sind.
Abschliessend kann gesagt werden, dass ein MVP vor allem dann gelingt, wenn er nicht nur mit viel Engagement und Feingefühl, sondern vor allem auch mit viel Erfahrung gebaut wird.
Startups sollten also, bevor sie zu viel Geld und Zeit verbraten oder sich auf falsche Erkenntnisse stützen, eine:n erfahrene:n UX-Designer:in sämtliche Aspekte einmal durchkonzipieren lassen.
Werden nach einer erfolgreichen Testphase auch noch die richtigen Rückschlüsse gezogen, steht der Entwicklung des «richtigen», voll funktionsfähigen Produkts (in diesem Fall der vollumfänglichen App des Startups) praktisch nichts mehr im Wege. Ausser vielleicht etwas Geld. Oder die passenden Software-Developers. Aber dafür gibt’s ja Venture Studios wie uns. 😉
Wir bringen dein Startup mit dem richtigen MVP an den Markt – jetzt!
Wir entwickeln mit dir und für dich die erste Version deines Produktes – dein Minimum Viable Product (MVP). Mit diesem Prototypen belegen wir deine Produkt- und Businessidee am Markt. Damit du bereits in rund 10 Wochen deine ersten Kund:innen glücklich machen kannst!
Lass uns gemeinsam beweisen, dass der Markt für dein Startup bereit ist – und zwar mit einem echten Produkt:
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